This ain't California - eine Sternstunde des postfaktischen Films

 

 

Man hatte den deutschen Medien in Bezug auf den Ukrainekonflikt schon sehr lange Manipulation vorgeworfen, da wuselte das Wort 'postfaktisch' noch lange nicht durch unsere Köpfe.

 

Jan Böhmermann war es dann, der mit #Varoufake Wahrheit und gewollte Wahrheit und Jornalismus und Satire sichtbar und gewollt verschwimmen ließ.

 

Als es vor zwei Wochen hieß, es wären von Lena Meyer-Landrut Nacktfotos aufgetaucht, konnte ich nicht umhin, das Internet nach Denselben zu untersuchen. Selbstverständlich nur und ausschließlich aus wissenschaftlichem Interesse.

 

Ich googelte und musste schmunzeln. Denn attraktive Körper von irgendwelchen Sexheftdamen wurden durch Fotomontage mit Lenas Kopf versehen. Und uns pornographie- und sensationsgeilen Menschen wurde der Spiegel vor Augen gehalten,

 

 

Gestern abend folgte dann der dritte Streich in diesem Themenkomplex, der zumindest mir im Gedächtnis haften geblieben ist.  

 

Ich sah einen Film auf arte, bei dem ich von Anfang an etwas skeptisch war, was den Wahrheitsgehalt betraf. Zu farbenfroh und scharf waren die Filmaufnahmen von Skatern am Alexanderplatz.

 

Auch der vermeintliche Sprecher des DDR-Fernsehens mit seiner übertriebenen sozialistischen Doktrin schien mir suspekt.

Aber erstmal glaubte ich alles, weil der Film einfach unglaublich ästhetisch war und ich ihm glauben wollte; denn die Schilderungen entsprachen diesem romantischen Bild von Skatern, das seit Jahrzehnten existiert, nämlich, dass sie die letzte gänzlich unangepassteste und subversivste Subkultur darstellen, und zwar weltweit.

 

Der rote Faden des Films ist die Geschichte über Panik, einen vermeintlichen Skater, der 1989 nach dem Mauerfall in der Versenkung verschwand, irgendwann in die Bundeswehr ging und schließlcih 2011 in Afghanistan starb.

 

Dabei wird seine Geschichte mit so viel Liebe und mit vermeintlichen- teilweise bekannten und ob dessen glaubwürdigen Zeitzeugen wie Titus Dittmann erzählt, dass man dem Film einfach glauben will. Denn die vielen "filimischen" Dokumente und Illustrationen sind ein visueller, akkustischer und atmosphärischer Hochgenuss

 

Es gehört wohl in unsere Zeit, dass es Regisseur Marten Persiel  lapidar bei dem Hinweis "Der Film enthält fiktionale Szenen" im Abspann beließ und die "Welt"- typisch Springerpresse- seinen Hang zur Wahrheit kritisierte.

Dass es hierbei tendenziös zugehen musste, da ich diesem Springerblatt unterstelle, dass nicht ein einziger Redakteur dem Gefühl des Films etwas abgewinnen kann, muss wohl nicht erwähnt werden.

 

Für mich handelt es sich um einen der besten Filme der letzten Jahre überhaupt, wobei ich gestehen muss, dass hier kein großer Cinéast schreibt.

 

Und der Film ist wohl die beste Verquickung einer Coming-of-age-Gehalt und jüngerer deutschen Geschichte, die man sich vorstellen kann.