Hippster im Zug
aus der Rubrik "Don't fuck with writers- we will describe you!"
Hey! Hey Du, Du kennst mich nicht, Du weißt nicht, was gerade in meinen Kopfhörern läuft. Ich könnte Fatalist sein, Existentialist. Ich könnte gerade K.I.Z. hören, Adam Angst, alte Punk- oder HJardcorenummern, die eine höhere Schlagzahl haben, die mir suggerieren, dass ich lang nicht mehr Pogo getanzt habe. Ich könnte gerade bei meinem Job, der sich ohnehin am Ende der Hackordnung befindet, dicke Luft haben, #Existenzangst.
Ich könnte gerade eine lange Beziehung beendet haben, #Midlifecrisis, weil unverheiratet, kinderlos.
Oder ich bin einfach so
verbittert.
Und das alles zusammen könnte mich zu musik- und stimmungsinduzierten Übersprungshandlungen führen.
Und dann kommst Du Futzi mit Deinen
blondierten Haaren und der Hornbrille und siehst aus wie eine Mischung aus musikalischen Ikonen und Trendsettern meiner Jugend, einer Mischung aus Sänger von Weezer, Rivers Cuomo, Noodles und
Brett Gurewitz. Nur redest Du scheinbarer Werbefutzi affektiert nasal, breitest Dich aus, schiebst Deinen verfickten angebissenen Apfelmac auf meine Seite des gemeinsamen ICE-Tisches, streckst
Deine Füße auf meine Hälfte aus und Deine Pseudo-"ach-ich-bin-ja-so-Öko"-nachhaltige Fahradwasserflasche stellst Du mir fast vor die Nase.
Du trittst mich, hältst eine Entschuldigung nicht für nötig und zeigst auch sonst wenig Kinderstube.
Ich ertappe mich dabei, wie ich Dich anstarre. Das muss ich begonnen haben kurz nachdem Du mir- alles andere als dezent- Deine Hacke in mein Schienbein gerammt hast.
Du bekommst es mit und Dein Blick dreht sich nicht schambehaftet weg, sondern Du schaut mich an, hältst es aber nicht für nötig mal ein entwaffnendes Lächeln an den Tag zu legen, sondern so eine leicht dümmliche arrogante Fresse an den Tag legst, in der viel geschrieben steht. Zumindest lese ich in Deinem Blick viel Verachtung gegenüber Menschen, die inDeinen Augen geringer sind als Du.
Und weil ich angesichts Deiner arroganten Fresse all meine Abneigung gegenüber karrieregeilen Kleingeistern auf Dich projiziere und mich aktuell nicht einmal der Gedanke besänftigt, in Irland an
einer Küste im sanften Wind des Golfstroms zu stehen oder in den Armen einer tollen Frau im Bett zu liegen, schieb ich gleich Deinen Mac vom Tisch, werde mit meinen Fingern Grip in Deinen
blondierten Haaren suchen, Du Arschkrampe, und mit 30 Prozent (mehr braucht es für Dich blondierten Hänfling nicht) der aufzuwendenden Kraft Deinen Kopf nicht allzu zügig und dennoch schwungvoll
bestimmt dergestalt nach vorne ziehen, dass sowohl Nase als auch Brille ein durchaus intensives Stelldichein mit dem Tisch haben.
Dann sag ich laut und deutlich artikuliert "Entschuldigung" und ergänze "So geht das!"